Am Scheideweg. Die Atomwaffen und die Zukunft der Erde - gebunden oder broschiert

Zeitgeschichte/Geschichte Allgemein - Oktav. Gebunden mit Umschlag. 285 Seiten, Immer noch lagern in den Arsenalen unserer Erde Tausende von einsatzbereiten Atomwaffen. Doch nach dem Kalten Krieg sollten wir endlich über den Sinn dieser Waffen nachdenken: Sind sie Schutzschild oder Bedrohung? Für Jonathan Schell stellen sie eine Gefahr dar und er liefert mit seinem Buch ein "Plädoyer zur Abschaffung der Atomwaffen, nicht nur in den USA und Rußland, sondern weltweit".

Für dieses Plädoyer hat er interessante Fürsprecher gefunden: Politiker und Militärs aus den USA, Europa und Rußland, die früher einmal die Politik der nuklearen Abschreckung vertreten und ausgeführt haben, äußern sich nun mit großer Sachkenntnis gegen Atomwaffen.

Schell präsentiert Interviews mit ehemaligen politischen Entscheidungsträgern wie Helmut Schmidt, Michail Gorbatschow oder dem früheren US-Verteidigungsminister Robert McNamara -- einer der wichtigsten Akteure im Kalten Krieg. Hohe Generäle kommen zu Wort, aber auch ein Ex-Atomraketenoffizier. Aus deren Äußerungen ergibt sich ein umfassendes Bild der Abrüstungsdiskussion, die eben nicht nur aus der schlichten Forderung nach null Atomsprengköpfen besteht, sondern sehr viel umfassender geführt wird. Neben der allgemeinen Betrachtung der Problematik ist besonders der Ansatz der "horizontalen Abrüstung" ein interessantes Konzept. Hierbei geht es nicht um die völlige Abschaffung aller Atomwaffen, sondern um die Reduzierung ihrer Einsatzbereitschaft, etwa durch Einbau technischer Sperren.

Schells Zusammenführung unterschiedlicher Denkansätze verdeutlicht die vielfältigen Möglichkeiten beim Atomwaffenabbau. Zugleich erfährt man viel über die Schwierigkeiten eines solchen Vorhabens, so bei der Überwachung der Abrüstungsverträge oder im Umgang mit kleineren Atomwaffenstaaten wie Indien. Gerade die Kompetenz seiner Gesprächspartner macht dieses Buch dabei wertvoll und zugleich auch zu einem Beleg dafür, daß Menschen zum Umdenken fähig sind.--Joachim Hohwieler