Am Grenzübergang Sonnenallee - Taschenbuch

Die Wende kam - und ich war mittendrin! Obwohl ich unmittelbar am Grenzübergang Sonnenallee, in Ostberlin, wohnte, habe ich den Fall der Mauer nicht, wie fast alle Berliner, unmittelbar an der Mauer oder am Brandenburger Tor, oder gar auf einer der Straßen in Westberlin gefeiert, sondern landete auf den Brettern, die die Welt bedeuten, neben Helga Hahnemann - bis dahin ist der Abend jedoch noch lang. Lesen Sie die wahre Geschichte einer Ostberlinerin, die am 09.11.1989, als eine der ersten den Grenzübergang Sonnenallee passieren durfte .... Es ist ein trüber nasskalter Tag. Ein typischer Novembertag. An so einem Tag möchte man am liebsten das Haus nicht verlassen, stattdessen gemütlich auf dem Sofa sitzen und ein Film anschauen oder ein Buch lesen. Ich gehe zum Fenster, um meine Vorhänge zu schließen, denn eine der Grenz-Laternen leuchtet so grell, dass mein Wohnzimmer zur Hälfte ausgeleuchtet wird. Unsere 2-Raum-Wohnung, die ich mit meiner Tochter seit 1988 bewohne, befindet sich im 1. Obergeschoss eines um die Jahrhundertwende erbauten Mehrfamilienhauses im Heidekampweg 2 in Berlin-Baumschulenweg, und zwar im Ostteil der durch eine Mauer geteilten Stadt Berlin. Meine Tochter ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden und schläft bereits. Ein Freund ist bei mir zu Besuch, er hat diverse Unterlagen mitgebracht, die wir durchsehen wollen. Es geht um eine Gartenlaube in Berlin, die er renovieren möchte. Ich werde ihm dabei helfen. Der Fernseher bleibt aus. Nun stehe ich am Fenster und halte beim Schließen meiner Vorhänge kurz inne. Mein Blick fällt direkt auf den Grenzübergang Sonnenallee, der wie immer hell beleuchtet ist. Der Rest der Gegend ist ziemlich dunkel. Die Laternen in der Straße vor unserem Wohnhaus sind im Verhältnis zu den Scheinwerfern des Grenzübergangs unbedeutend in ihrer Leuchtkraft. Es fällt eigentlich fast gar nicht auf, dass die überhaupt an sind. Ein Blick auf meine Uhr sagt, dass es 20.15 Uhr ist. „Ähhhh, was ist denn da los?“ sage ich mit halber Lautstärke, eher mit mir selber redend und erstaunt über das, was ich gerade sehe.