Berlin, Anleitungen zum Umgang mit einer Riesin - gebrauchtes Buch

Autos werden immer perfekter. Bücher nicht. Dies hier ist eine ausgesprochene Montagsproduktion. Die Syntax stottert. Der Ideen-Tank beängstigend klein. Aufgemotzt mit Plastik-Spoilern einer Pseudo-Literarisierung: Der Autor gibt vor, ein Verhältnis mit der Stadt zu haben. Er hat nicht einmal eins "zu" ihr. Der Käufer weiß nicht, ob Familienkutsche oder Geländewagen: Seitenlang wird aus der Erzählung eine Anthologie berühmter Berlin-Texte von Goethe bis Kästner. Die Sitze sind weich und ohne Seitenführung: Ständig fällt der Autor unfreiwillig aus der Rolle, die er gerade eingenommen hat. Viel Chrom täuscht Hochwertigkeit vor: Von Grass bis Bloch, von Dutschke bis Arabella Kiesbauer, berühmte Namen liegen herum, deren Besitzer einem Leid tun.

Zusammenhanglos ist plötzlich von einem Mädchenverführer des 18.Jahrhunderts die Rede: "Bis auf eine, mit der er drei Kinder zeugte, wohl auch liebte, zwang er die Mädchen brutal zum Beischlaf". Ich meine, ich kann ja auch nicht so gut Deutsch, aber man lässt das doch nicht so raushängen! Bei schlechten Büchern fragen Rezensenten gern, ob es im Verlag denn keine Lektoren mehr gäbe: Gibt es denn bei der Europäischen Verlagsanstalt keine Lektoren mehr? Puh, Schluss, aus, weg. --Michael Winteroll